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Bienen oder Hummeln

Die Leistungsfähigkeit eines „kleinen“ (einzargigen) Bienenvolkes und die eines Hummelvolkes, bestehend aus drei Kolonien der Gattung „Bombus terrestris“, in einem so genannten „Tripol“-Kasten, läßt sich mit Hilfe der Anzahl der Blütenbesuche berechnen:

 

Art der Bestäuber
Bienen
Hummeln
Individuen / Volk /Tripol
20.000
250
fliegende Individuen / Volk / Tripol
15.000
150
Blütenbesuche je Individuum / Min.
10
20
Blütenbesuche je Volk / Tripol
150.000
3.000
Blütenbesuche je Volk / Tripol / Std.
9.000.000
180.000
Blütenbesuche je Volk / Tripol / in 4 Arbeitstunden eines normalen Tages
36.000.000
720.000

 

Eine weitere Beispielrechung:
Je Quadratmeter (m2) blühen 200 Erdbeerblüten. Jede dieser Blüten hat durchschnittlich 150 Stempel (bei der „Elvira“ sind es beispielsweise 180), die innerhalb von vier bis fünf Tagen bestäubt werden müssen. An jedem dieser vier bis fünf Tage reifen andere Stempel. Das bestäubende Insekt, klugerweise der Hautflügler „Biene“, muss jede Erdbeerblüte in den vier bis fünf Tagen etwa zwanzigmal besuchen und bei jedem Besuch um den Blütenkegel herum eine volle Runde laufen. Konkret bedeutet das: Je m2 Erdbeeren müssen in den vier bis fünf Tagen der Reife 200 mal 150 Stempel ergibt “30.000 Stempel” besucht werden. Das schafft die Honigbiene bedeutend besser als die Erdhummel.

Besonderheiten der Hummel:

Die Erdhummel (und andere ihrer Gattung) versetzt durch die ihr gegebene eigene Art des Pollenerwerbs die Blüte in Schwingungen, das wird in der Fachsprache “trillen“ genannt. Dabei kann der Stempel beschädigt werden. Das führt bei der Weiterentwicklung der Erdbeere zu einer Missbildung und bedeutet einen Qualitätsverlust. Das „Trillen“ macht zumindest bei der Erdbeere keinen Sinn, denn der Blütenstaub reift erst, wenn die Stempel bereits den Blütenstaub von einer anderen Pflanze empfangen haben. So verhindert die Natur eine qualitätsmindernde Selbstbestäubung.

Die Sideworker (Seiteneinbrecher):
In Zeiten, in denen die Blüte unfähig ist Nektar oder Blütenstaub zu spenden, hat die Hummel trotzdem Hunger. Die Hummel reagiert darauf, indem sie Stempel und Staubfäden in Stücke beißt. Auch dieses Verhalten führt zu Beschädigungen der Blüte und bedeutet einen Qualitätsverlust bei der späteren Frucht.
Das geschieht übrigens auch bei der Strauchblaubeere. Da zerbeißt die Hummel die Blütenblätter, um „durch die Hintertüre“ an den Nektar zu gelangen. Eine Bestäubung findet dabei nicht statt. Haben die Hummeln die Blüten der Strauchblaubeere erst einmal im Bereich der Nektarien durchlöchert, benutzen auch die Honigbienen diesen kürzeren Weg zur Nektargewinnung. Weil jedoch die Honigbiene aufgrund der Größe ihres Volkes bedeutend mehr Blütenstaub benötigt als die Erdhummel und eine Honigbiene entweder Nektar oder Blütenstaub sammelt, aber selten beides zugleich, wird durch die Pollensammlerinnen, die in jedem Falle den korrekten Weg in die Blüte hinein nehmen müssen, auf jeden Fall bestäubt.

 

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